KEINE LUST AUF ZOFF?
WIE KONFLIKTE IN FAMILIENUNTERNEHMEN ALLTAGSTAUGLICH GELÖST WERDEN KÖNNEN
Konflikte sind wie ein ständiger Begleiter auf der Achterbahnfahrt des Lebens in Familienunternehmen. Doch wie können wir die Schleifen und Wendungen dieser aufregenden Reise meistern? Eine Frage, die an Aktualität nicht verliert, weil sie einfach nicht eindeutig zu beantworten ist.
Vielmehr, so auch in diesem Beitrag, geht es darum bewährte Strategien aufzuzeigen, die Konflikte entschärfen und gleichzeitig zu einer harmonischeren Zusammenarbeit in Familienunternehmen führen können. Dabei ist aber jeder Konflikt und seine Lösung individuell und die Strategien keine Blaupause.
In diesem Beitrag teile ich mit Ihnen, wie ich vom Streitprofi zum Meister der Familienfriedenskunst wurde und welche Strategien mir und meinen Kunden heute helfen, den Konflikt zu lösen.
Erfahren Sie, wie:
VOM IMPULS ZUR KONTROLLE im Konflikt in Familienunternehmen
Jeder kann sein Konfliktverhalten ändern und damit den Verlauf von Konflikten maßgeblich beeinflussen. Denn das ist das Entscheidende: Nur wer sein eigenes Konfliktverhalten ändert, kann beim Gegenüber Irritationen und damit Verhaltensänderungen auslösen.
Meine Reise begann vor etwa 8 Jahren. Damals hätte ich mich als eher impulsiven Menschen beschrieben, vor allem in Diskussionen, bei Meinungsverschiedenheiten und bei der Verteidigung meiner Arbeit, vor allem im Gesellschafterkreis. Aber ich hatte die Schnauze voll, wollte nicht mehr ständig ausrasten, verletzende Worte benutzen und die Erste sein, die sich zu Wort meldet.
Heute bin ich viel zurückhaltender und kann (meistens) frei entscheiden, ob ich eine Meinungsverschiedenheit zum Konflikt eskalieren lasse oder den Konflikt an mir vorbeiziehen lassen. Das ist ein echt cooles Gefühl.
Mein Weg dorthin begann mit unzähligen Seminarstunden, vielen praktischen Übungen und echten Streits, an denen ich meine Verhaltensänderung übte. Ich lernte Entscheidendes über mich selbst und darüber, wie andere die Welt sehen und verstand: Es gibt nicht die EINE Sicht der Dinge. Sondern eine Pluralität, die von sozialer Herkunft, kultureller Prägung, Weltanschauung und vielem mehr abhängt und jedem von uns eine ganz individuelle Brille auf die Nase setzt.
Heute gebe ich Familienunternehmern und anderen Streithähnen Tipps zur Konfliktlösung und unterstütze sie mit meiner Nachfolge- oder Inhaberstrategieberatung auf ihrem Weg zu Familienfriedenskünstlern.
6 EXPERTEN-TIPPS
FÜR DIE LÖSUNG VOm KONFLIKT In familienunternehmen
Gemeinsame Werte als Schlüssel zum Erfolg
In der Welt der Familienunternehmen sind gemeinsame Werte der Kitt, der die Gesellschafterfamilie zusammenhält.
Die gemeinsamen Werte stärken die Identität der Familie und des Unternehmens. Sie bilden das Fundament, auf dem erfolgreiche Zusammenarbeit aufbaut. Wenn die Mitglieder der Gesellschafterfamilie sich auf gemeinsame Werte einigen und sie aktiv leben, entsteht ein Gefühl der Einheit und des Vertrauens. Dies erleichtert nicht nur die Kommunikation, sondern auch die Bewältigung von Herausforderungen.
Die klare Definition und schriftliche Festhaltung der gemeinsamen Werte sind in der Unternehmensführung von entscheidender Bedeutung. Gerade diese schriftliche Fixierung dient als Leitfaden für strategische Entscheidungen und hilft, Konflikte in Familienunternehmen frühzeitig zu erkennen und anzugehen. Wenn die Werte auf dem Papier stehen, haben sie eine greifbare Präsenz und erinnern alle Beteiligten daran, worauf es wirklich ankommt.
Sie fungieren als Anker in stürmischen Zeiten und als Leuchtturm für zukünftige Generationen. Wenn alle an einem Strang ziehen und sich auf gemeinsame Werte ausrichten, können Konflikte in Familienunternehmen entschärft und eine erfolgreiche Zukunft aufgebaut werden.
Konflikte in Familienunternehmen frühzeitig erkennen und angehen
Konflikte durchlaufen verschiedene Phasen, in denen eine Lösung mehr oder weniger realistisch ist. Um dies besser zu verdeutlichen, nutze ich eine kleine Metapher:
Stellen Sie sich vor, Konflikte sind wie kleine Funken, die in einem Stapel Holz glimmen.
Friedrich Glasl hat 9 Stufen der Konflikteskalation definiert, wie diese Funken zu Flammen werden. Frühzeitig zu erkennen, wenn der erste Funke aufleuchtet (Stufen 1-3), gibt uns die Macht, das Feuer zu ersticken, bevor es außer Kontrolle gerät. In diesen frühen Stufen sind die Konflikte oft noch lösbar, wie ein zartes Pflänzchen, das wir noch pflegen können. Wenn wir jedoch warten, bis die Funken zu lodern beginnen (Stufe 4), wird es schwieriger, sie zu zähmen. Je weiter wir auf der Eskalationsleiter hinaufklettern, desto intensiver und gefährlicher werden die Flammen. So gefährlich, dass wir sogar bereit sind, gemeinsam in den Abgrund zu stürzen – auch wenn es uns das Unternehmen kostet.
Das frühzeitige Eingreifen in den Konflikt (Stufe 1-3) ermöglich uns, den Konflikt im Familienunternehmen in einer win-win Situation abzuwenden bevor er sich zu einer unaufhaltsamen Feuersbrunst entwickelt.
Der Wert des neutralen Vermittlers im Konflikt in Familienunternehmen
Eine neutrale Person, die nicht direkt in den Konflikt involviert ist, kann eine äußerst wertvolle Rolle bei der Konfliktlösung in Familienunternehmen spielen. Durch ihre Unabhängigkeit und objektive Sichtweise bringt sie eine ganz andere Perspektive in die Situation. Dies ist besonders wichtig, da Konflikte oft von starken Emotionen begleitet sind, die die Fähigkeit der Beteiligten zur rationalen Entscheidungsfindung beeinträchtigen können.
Diese neutrale Person kann als Vermittler auftreten, der zwischen den Konfliktparteien vermittelt und dabei hilft, die Kommunikation auf eine konstruktive Ebene zu lenken. Ihre neutralen Perspektive ermöglicht es, verborgene Aspekte des Konflikts im Familienunternehmen aufzudecken und die tieferliegenden Ursachen zu erkennen.
Dabei müssen diese neutralen Dritten Personen nicht immer externe Moderatoren sein. Es gibt auch innerfamiliäre Lösungen, wie z.B. die Ernennung eines Familienmanagers (mehr dazu in der Familienverfassung), der zur Aufgabe hat, das Konfliktpotenzial in der Familie im Blick zu haben.
Das Tempo aus dem Konflikt nehmen
In der hitzigen Atmosphäre von Konflikten in Familienunternehmen ist es oft unsere erste Reaktion, impulsiv zu handeln. Wir werden von Emotionen überwältigt und neigen dazu, unmittelbar zu antworten, ohne gründlich nachzudenken.
Durch die Verlangsamung von Konflikten führen wir einen Moment der Besinnung ein, bevor wir handeln. Es geht darum, einen Augenblick innezuhalten, tief durchzuatmen und bewusst den Drang zu unterdrücken, sofort zu reagieren. Indem wir verlangsamen, gewinnen wir wertvolle Zeit, um unsere Emotionen zu beruhigen und einen klaren Kopf zu bewahren.
Warum ist das so wichtig?
Zunächst einmal ermöglicht uns diese Pause, aus dem Strudel der hitzigen Emotionen auszusteigen und einen Moment der Ruhe zu finden. Wenn wir impulsiv handeln, sind wir oft nicht in der Lage, die Situation objektiv zu bewerten. Das Verlangsamen ermöglicht es uns, Distanz zu gewinnen und die Angelegenheit aus einer nüchternen Perspektive zu betrachten.
Ein weiterer Vorteil dieser Strategie ist, dass sie uns die Gelegenheit gibt, über die möglichen Konsequenzen unserer Handlungen nachzudenken. Durch das Innehalten können wir potenzielle Auswirkungen abschätzen und eine fundierte Entscheidung treffen, anstatt impulsiv in Aktion zu treten und später möglicherweise Bedauern zu empfinden.
Darüber hinaus trägt die Verlangsamung zu einer effektiveren Kommunikation bei. Indem wir einen Moment des Nachdenkens einführen, signalisieren wir dem Gegenüber, dass wir die Angelegenheit ernst nehmen und uns bemühen, eine konstruktive Lösung zu finden. Dies schafft eine Atmosphäre, in der beide Parteien bereit sind, zuzuhören und offen zu kommunizieren.
Schließlich ermöglicht uns diese Strategie auch, die eigentlichen Ursachen des Konflikts genauer zu identifizieren. Oft sind unsere ersten Reaktionen lediglich Oberflächensymptome tieferliegender Probleme. Indem wir uns einen Moment Zeit nehmen, können wir hinter die Fassade schauen und die eigentlichen Wurzeln des Konflikts erkennen.
Insgesamt kann die Verlangsamung eines Konflikts einen bedeutenden Unterschied in der Art und Weise machen, wie Konflikte in Familienunternehmen angegangen und gelöst werden. Es hilft uns, unsere Emotionen zu kontrollieren, eine klare Sichtweise zu bewahren und die Tür zu konstruktiven Lösungen zu öffnen.
Die Kraft der positiven Absicht im Konflikt in Familienunternehmen
Wenn uns jemand beschuldigt oder Vorwürfe macht, ist es leicht, sich angegriffen zu fühlen und in den Verteidigungsmodus zu wechseln. Doch die Suche nach der positiven Absicht hinter dem Vorwurf eröffnet eine völlig andere Perspektive. Es lädt uns ein, innezuhalten und zu fragen: Was versucht die andere Person wirklich zu erreichen? Welche Bedürfnisse oder Anliegen stecken hinter ihren Worten?
Indem wir uns auf diese Weise mit Empathie nähern, können wir oft erkennen, dass die Beschuldigung eine Botschaft über unerfüllte Bedürfnisse übermittelt. Vielleicht drückt jemand Frustration darüber aus, dass seine Ideen nicht ausreichend berücksichtigt werden. Oder es steckt der Wunsch nach Anerkennung oder Respekt dahinter.
Durch diese Erkenntnis entsteht Raum für einen konstruktiven Dialog. Anstatt in eine defensive Haltung zu verfallen, können wir fragen: „Was genau möchtest du erreichen?“ oder „Welche Veränderungen würden dir helfen?“ Auf diese Weise öffnen wir die Tür zu einer offenen Kommunikation und zeigen, dass wir bereit sind, die Bedürfnisse des anderen zu verstehen und anzuerkennen.
Die positive Absicht hinter der Beschuldigung zu erforschen, schafft eine Brücke zwischen den Konfliktparteien. Es ermöglicht eine Verschiebung von Schuldzuweisungen zu einem kooperativen Ansatz, bei dem gemeinsam nach Lösungen gesucht wird. Dies kann dazu beitragen, Missverständnisse zu klären, Vorurteile abzubauen und das Vertrauen wiederherzustellen.
Verstehen vor Verurteilen im Konflikt in Familienunternehmen
In der Welt der Konflikte in Familienunternehmen kann es leicht passieren, dass wir in die Falle des Verurteilens geraten. Wenn Meinungsverschiedenheiten auftreten, neigen wir dazu, schnell Urteile zu fällen und andere zu kritisieren. Doch der Ansatz „Verstehen vor Verurteilen“ wirkt wie eine klare Linse, die es uns ermöglicht, die Situation aus einer neutralen Perspektive zu betrachten.
Das Konzept hinter dieser Strategie ist simpel und dennoch mächtig. Statt sofort Urteile zu fällen, nehmen wir uns einen Moment, um wirklich zuzuhören und zu verstehen. Wir tauchen in die Sichtweise des anderen ein, ohne Vorannahmen oder Voreingenommenheit. Dies erfordert Empathie und Offenheit, um die Motive, Hintergründe und Bedürfnisse des Gegenübers zu erkennen.
Ein Schlüsselelement dieses Ansatzes ist das Paraphrasieren, das wie ein Werkzeug der Präzision wirkt, um das Verständnis sicherzustellen.
Statt vorschnell Urteile zu fällen, bemühen wir uns, den Standpunkt unseres Gegenübers zu verstehen. Dies erfordert, dass wir aktiv zuhören und in der Lage sind, die Botschaft hinter den Worten zu erfassen. Es ist eine Technik des aktiven Rückgebens, bei der wir in eigenen Worten zusammenfassen, was wir gehört haben.
Warum ist das Paraphrasieren so wirkungsvoll? Es ist wie ein Spiegel, der die Botschaft reflektiert und gleichzeitig sicherstellt, dass sie richtig verstanden wurde. Indem wir das Gesagte paraphrasieren, signalisieren wir nicht nur, dass wir aufmerksam zugehört haben, sondern geben auch unserem Gegenüber die Gelegenheit, Missverständnisse zu korrigieren. Es ist ein Werkzeug des Zusammenfassens und der Klärung, das das Verständnis vertieft.
Wenn wir den Standpunkt unseres Gegenübers paraphrasieren, zeigen wir aufrichtige Bemühungen, seine Perspektive zu begreifen. Wir sagen beispielsweise: „Wenn ich dich richtig verstehe, geht es dir darum, dass…“ oder „Du möchtest sicherstellen, dass…“. Diese Form des aktiven Zuhörens schafft Raum für Klarstellung und fördert eine Atmosphäre des Respekts und der Offenheit.
So dient das Paraphrasieren im Konflikt in Familienunternehmen als Brücke zwischen den Konfliktparteien. Es schafft eine Verbindung, die auf gegenseitigem Verständnis und Wertschätzung basiert und ermöglicht so einen neuen Kommunikationsraum für echte Lösungen.
DIE KONFLIKT-KOMFORTZONE
All meine Erkenntnisse aus unzähligen Seminarstunden, vielen praktischen Übungen und echten Auseinandersetzungen habe ich in mein Kompakt-Seminar
DIE KONFLIKT-KOMFORTZONE einfließen lassen. Ein zweitägiges Seminar in Düsseldorf, das sich insbesondere an Inhaberfamilien und Gesellschafter richtet, die sich in ihre ganz persönliche Konflikt-Komfortzone begeben möchte, um zukünftig souveräner Konflikte zu lösen.
Das nächste Seminar findet in 2024 in Düsseldorf statt. Schreiben Sie mich gern für mehr Information eine persönliche Nachricht!
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